Lesacher Riegel:
Zwischen Hochschober und Großglockner
Rund um das Bergsteigerdorf Kals am Großglockner gibt es unzählige Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade. Vor allem die Touren vom Lucknerhaus zur Lucknerhütte und weiter zur Stüdlhütte oder zur Glorer Hütte bzw. von Burg-Taurer durch die romantische Daberklamm ins Dorfertal erfreuen sich dabei größter Beliebtheit. Aber auch abseits dieser vor allem an sonnigen Sommertagen sehr stark frequentierten Wege gibt es viele großartige Optionen, die beeindruckende Berglandschaft der Hohen Tauern und der angrenzenden Berggruppen kennenzulernen. Östlich von Kals erhebt sich die Schobergruppe, an deren Westrand der nachfolgende Wandertipp führt. Das Besondere unserer Rundwanderung, deren Ausgangspunkt in Oberlesach, einem „Vorort“ von Kals, liegt, besteht darin, dass man vom höchsten Punkt, dem Lesacher Riegel (2.200 m, Abb. 1), in eine Richtung den Hochschober (3.242 m) und in die andere Richtung den Großglockner (3.798 m) in voller Pracht bewundern kann. Vom Lesacher Riegel kann man übrigens auf einem Wiesenkamm noch weiter aufwärts zur Schönleitenspitze (2.809 m) aufsteigen, wobei man im Gipfelbereich Trittsicherheit benötigt.
Bereits beim Ausgangspunkt, einem gebührenpflichtigen, kleinen Parkplatz (ca. 1.425 m) am Ende der asphaltierten Bergstraße, wartet eine Überraschung: Man bezahlt die geringe Parkgebühr nicht an einem modernen Kassenautomaten, sondern entnimmt aus einer Lade ein Kuvert, legt den „Obolus“ hinein, schreibt die Autonummer auf das Kuvert und wirft es in eine Box. Als Belohnung wartet am Ende der Wanderung eine Ansichtskarte auf der Frontscheibe mit einem persönlichen Dank des Parkplatz-Betreibers.
Vom Parkplatz geht es zu Beginn mit einem ersten schönen Blick Richtung Osten (Abb. 2) zu den Bergen der Schobergruppe, Glödisspitze (3.206 m) und Ganot (3.102 m), kurz auf der Zufahrtsstraße abwärts. Bei einer Wegkreuzung biegen wir links auf den Bachweg Richtung Lesachalmhütte ab. Zuerst auf einem Wiesenweg und anschließend im Wald geht es fast eben hoch über dem tosenden Lesachbach Richtung Osten taleinwärts. Nach einer Abzweigung rechts erreichen wir nach etwa 10–15 Minuten die Sargbrücke (1.426 m, Abb. 3), auf der wir – taleinwärts gesehen – von der linken auf die rechte Talseite wechseln. Dort biegen wir links in eine Forststraße ein, auf der wir mäßig ansteigend weiter taleinwärts wandern, wobei die markante Glödisspitze stets vor uns sichtbar ist. Ein zweites Mal wechseln wir die Talseite und wandern zu einer kleinen Talsperre zum Hochwasserschutz, wo die Forststraße in einen Weg übergeht. Gleich danach kehren wir über eine Brücke auf die rechte Talseite zurück, wo nun unser Aufstiegssteig beginnt. Auf diesem sehr gut angelegten Steig geht es stetig taleinwärts bergan. Immer wieder ist es feucht, denn es werden kleine Wasserläufe überschritten. Kurz über Grasboden, wandern wir hauptsächlich auf erdigem Terrain durch das landschaftlich sehr schöne Lesachtal der Lesachalm samt Glödisspitze (Abb. 4) entgegen. Kurz bevor wir die Alm erreichen, wechseln wir ein weiteres Mal die Talseite und steigen nun auf dem steinigen, im Sommer etwas verwachsenen Steig zur Lesachalmhütte (1.818 m) auf, die wir nach etwa 1¼–1½ Stunden vom Ausgangspunkt erreichen.
Großartig ist hier der Blick Richtung Osten (Abb. 5) in die Bergwelt der Schobergruppe und doch wartet eine kleine Enttäuschung auf uns: Die alte Lesachalmhütte ist leider nicht mehr bewirtschaftet und die neu geplante Gastwirtschaft ist zwar im Bau, aber noch – möglicherweise noch länger – nicht eröffnet. Um zum Lesacher Riegel weiter zu wandern, halten wir uns links und marschieren auf der breiten Zufahrtsstraße zur Lesachalm nun Richtung Nordwesten leicht aufwärts. Schon bald lohnt es sich, sich umzudrehen, da Richtung Südosten der Hochschober (Abb. 6) – zwar Namensgeber, aber nicht die höchste Erhebung der Gebirgsgruppe – zu sehen ist. Die Ehre des höchsten Gipfels der Schobergruppe gebührt dem Petzeck (3.283 m), das um einiges weiter im Osten auf Kärntner Seite liegt und für uns nicht sichtbar ist. Nach etwa 15 Minuten von der Lesachalm kommen wir unterhalb einer Almhütte zu einer Weggabelung (ca. 1.890 m). Links kann man auf der breiten Sandstraße nach Oberlesach zurückkehren, was wir später etwas weiter unten beim Abstieg tun werden. Aber jetzt wandern wir auf einem breiten Weg geradeaus über Almgelände, wobei erstmals vor uns der höchste Punkt (Abb. 7) unserer Wanderung zu sehen ist. 10 Minuten nach der letzten Abzweigung endet dann bei einer weiteren Almhütte der Zufahrtsweg.
Wieder im Waldgelände, geht es hier auf einem teilweise recht schmalen Steig, der die steilen Berghänge quert, mäßig steil aufwärts. Im jetzt folgenden offenen Gelände ist es gut, wenn man bei der bogenförmigen Hangquerung schwindelfrei ist. Im etwas felsigeren Gelände wendet sich der Steig Richtung Norden bergwärts und überwindet nun – wieder im Wald – eine steile Geländestufe. Hier ist an einigen Stellen Trittsicherheit gefragt. Je höher wir steigen, desto schöner wird bei Lichtungen der Blick Richtung Südosten zum Hochschober und seinen Gletschern (Abb. 8). Plötzlich wird der Steig flacher und führt nach links entlang der Hänge im sich immer mehr öffnenden Gelände längere Zeit Richtung Nordwesten zur Lesachriegelhütte (ca. 2.130 m, Abb. 9), zu der wir abschließend wenige Hm absteigen. Die Hütte wird erst im letzten Moment für uns sichtbar. Die nächste Enttäuschung: Auch diese wird nicht mehr bewirtschaftet. Für das doch etwas anspruchsvollere Teilstück von der Lesachalm hierher benötigt man rund 1½–1¾ Stunden.
Um die am Beginn dieses Wandertipps angekündigte Aussicht zu genießen, steigen wir kurz auf breitem Weg die hier noch mit Bäumen flankierten Wiesenhänge (Abb. 10) mit einer Serpentine aufwärts und wählen anschließend den links abzweigenden Steig, der uns in knapp 10 Minuten zu einer Weggabelung führt. Das hier hängende Zusatzschild verkündet zwar, dass wir bereits am Ziel sind, was aber nicht ganz stimmt: Man kann beide hier beginnenden Steige zum noch notwendigen Aufstieg benützen oder auch für eine Mini-Rundtour verwenden. Wir wählen den linken Steig, von dem nach wenigen Metern rechts ein kurzer, steiler Steig abbiegt, der uns aufwärts zu einer Sitzbank führt. Hier haben wir nun im offenen Gelände den höchsten Punkt unserer Rundwanderung, den Lesacher Riegel, nach ca. 2¾–3,0 Stunden, in denen wir fast 800 Hm aufgestiegen sind, erreicht.
Einfach großartig die beeindruckende Sichtachse von Südosten, vom Hochschober (Abb. 11), nach Nordwesten, zum Großglockner (Abb. 12), mit all ihren Bergtrabanten! Westlich (Abb. 13) unter uns Kals mit den umliegenden Orten und darüber von links nach rechts das Kals-Matreier-Törl samt Haus (2.207 m) und weiter nach rechts Blauspitze (2.575 m), die Vordere (3.085 m) sowie Hintere (3.080 m) Kendlspitze, Gradötzkogel (3.063 m) und Muntanitz (3.232 m). Auch der Eingang der Daberklamm und das Dorfertal sind gut zu sehen. Hinter uns kann man Richtung Nordosten nun über Wiesenhänge auf einem Steig über kleinere Erhebungen noch weiter zur Schönleitenspitze (2.809 m, Abb. 14) aufsteigen. Klar ist: Je höher, desto schöner die Aussicht! Links von diesem langgezogenen Wiesenkamm erblickt man die 3000er am Nordrand der Schobergruppe (Abb. 15), unter anderem das Böses Weibl (3.121 m).
Wir aber machen uns nach dem langen Aufstieg auf den Rückweg. Mit Blick zu den Villgratner Bergen (Abb. 16) geht es – auf dem linken Steig – in wenigen Minuten abwärts zur Lesachriegelhütte und von dieser rechts auf einem Forstweg im lichten Waldgelände weiter Richtung Südwesten in ca. 10 Minuten zu einer Abzweigung, bei der man auf einem Steig rechts nach Kals absteigen kann. Wir aber bleiben auf dem Forstweg, der nun in kurzen Serpentinen abwärts führt. Nach einem letzten Blick zum Großglockner (Abb. 17) halten wir uns bei der nächsten Weggabelung links und wandern stets mit Blick zum Hochschober über ein größeres Almgelände samt Hütten Richtung Südosten (Abb. 18) weiter. Nach etwa 45–50 Minuten von der Lesachriegelhütte biegen wir links in die Zufahrtsstraße zur Lesachalm ab. Hier – die Hälfte der Hm sind bereits geschafft – hat man nochmals einen beeindruckenden Blick die steilen Wiesenhänge aufwärts zum Kammverlauf vom Lesacher Riegel zur Schönleitenspitze (Abb. 19). Nun geht es mit Aussicht zum Rotenkogel (2.762 m) und Gorner (2.702 m) auf der breiten Forststraße längere Zeit Richtung Südwesten (Abb. 20) abwärts. Bei Lichtungen sieht man bereits unseren Ausgangspunkt. Dann geht es vorbei an einer Marienkapelle (Abb. 21) und mit einer letzten Serpentine sowie einer weiteren Steig-Abzweigung nach Kals hinunter zu unserem Ausgangspunkt in Oberlesach, den wir nach 1¾–2,0 Stunden vom Lesacher Riegel erreichen.
Geogr. Länge/Breite: 12°38'38''/46°59'07''
Rechtswert (UTM): 320840 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5206235 m (Zone: 33 N)