Kehlstein:
Ausflug ins Berchtesgadener Land
Die Gipfel im zu Bayern zählenden Berchtesgadener Land gehören zu den beliebtesten Wanderzielen der Salzburger. Unweit der deutsch-österreichischen Staatsgrenze befindet sich der Kehlstein (1.881 m, Abb. 1), auf den der nachfolgende Wandertipp führt. Kurz bevor man zum höchsten Punkt dieses dem Hohen Göll (2.522 m) im Nordwesten vorgelagerten, felsigen Bergstockes kommt, geht es vorbei am kurz vor dem 2. Weltkrieg gebauten Kehlsteinhaus (1.837 m), das als Adolf Hitlers Tee- bzw. Diplomatenhaus unter der Bezeichnung „Adlerhorst“ fragwürdige Berühmtheit erlangt hat. Neben dem stattlichen Berghaus, in das man im Sommerhalbjahr einkehren kann, gibt es auch immer noch den Personenlift, in dem man sich – ebenfalls im Sommerhalbjahr – vom 124 m tiefer gelegenen Buswendeplatz zum Kehlsteinhaus transportieren lassen kann. Gleichzeitig mit der Errichtung des Berghauses wurde auf der Nordseite des Kehlsteins auch eine – heute asphaltierte – kühn im steilen Felsengelände mit zahlreichen Serpentinen angelegte Bergstraße gebaut, die wir beim Abstieg verwenden werden. Zum Aufstieg wählen wir den auf dem Kamm oberhalb der asphaltierten Bergstraße führenden, wenig begangenen Kehlriedlsteig. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde zusätzlich auch eine einspurige Busstraße errichtet, die vom Obersalzberg oberhalb von Berchtesgaden zum Buswendeplatz führt und die weder von Wanderern noch von Radfahrern benützt werden darf. Der Shuttleservice samt Liftfahrt wird im Sommerhalbjahr täglich von unzähligen Bergtouristen genützt, daher ist es ratsam, den Kehlstein in der Vor- bzw. Nachsaison zu besteigen.
Um auf dem Kehlriedlsteig aufzusteigen und über die asphaltierte Bergstraße abzusteigen, bieten sich drei Ausgangspunkte an: Von Nordwesten der Parkplatz bei der Bergstation der Obersalzbergbahn, von Norden der Parkplatz bei der Talstation des Bus-Shuttleservices auf den Kehlstein – dort befindet sich auch die „Dokumentation Obersalzberg“ mit viel Wissenswerten zur Geschichte des Obersalzbergs und des Kehlsteinhauses – und im Nordosten der Parkplatz Ofnerboden (1.150 m) auf der mautpflichtigen Rossfeld-Panoramastraße, für den wir uns entscheiden. Vorbei an einem alten Haus (Abb. 2) wandern wir auf einem Waldsteig Richtung Westen zuerst flach und dann kurz steil zu einer Forststraße, die von uns halblinks gequert wird. Weiter im Wald geht es mäßig steil wieder zu der soeben gequerten Forststraße, die man parallel begehen könnte und auf die wir links abzweigen. Bei zwei folgenden Weggabelungen halten wir uns jeweils rechts und marschieren auf der Forststraße im sich öffnenden Gelände fast eben Richtung Westen unserem Berg entgegen. Richtung Norden ist erstmals der Gaisberg (1.297 m, Abb. 3) zu sehen. Nach etwa 15–20 Minuten vom Ausgangspunkt mündet von rechts erstmals ein breiter Aufstiegsweg, der bei der Talstation des Bus-Shuttleservices startet, in unsere Forststraße. Kurz geht es wieder bergauf, dann biegen wir bei der nach wenigen Schritten folgenden Abzweigung rechts ab. Wer es gerne einfacher hat, bleibt hier links auf der Forststraße, die bald in die asphaltierte Bergstraße mündet und mit vielen Serpentinen auf den Kehlstein führt. Wie bereits angekündigt, werden wir über diese absteigen. Unsere rechts abzweigende Forststraße führt kurz bergauf und dann in einem Linksbogen einige Zeit bergab. Dabei ist Richtung Norden bei einer Lichtung der mächtige Bergstock des Untersbergs (1.973 m, Abb. 4) zu bewundern. Nach etwa 30–35 Minuten vom Ausgangspunkt erreichen wir beim Zusammentreffen mehrerer Forststraßen – unter anderem jener vom Parkplatz bei der Bergstation der Obersalzbergbahn und ein zweiter bei der Talstation des Bus-Shuttleservices beginnender Aufstiegsweg – die Untere Kehlalm (ca. 1.235 m).
Hier beginnt – kaum zu übersehen – links von unserer Forststraße abzweigend der Kehlriedlsteig, der zwar bis zum Buswendeplatz unschwierig zu begehen ist, aber im oberen Teil auf jeden Fall Trittsicherheit und bei einer kurzen Passage auch Schwindelfreiheit erfordert. Zu Beginn geht es auf dem leider unmarkierten, aber stets gut erkennbaren Waldsteig vorbei an einer Wiese und dann Richtung Südosten mittelsteil und an manchen Stellen etwas feucht bergan. Nach einer Rechtskurve wird es ein wenig steiler, bis wir nach rund 15–20 Minuten von der Unteren Kehlalm den am Beginn recht breiten Kehlriedlkamm (1.324 m) erreichen. Auf diesem geht es nun – immer wieder über Lichtungen (Abb. 5) – Richtung Südwesten bequem und nur selten steil bergauf. Hie und da öffnet sich der Blick durch die rechts und links unseres Weges stehenden Nadelbäume, wie zum Beispiel einmal rechts von uns tief abwärts nach Berchtesgaden (Abb. 6). Nach 45–50 Minuten wird der Kamm schmäler und steiniger. Es folgt eine etwas mühsame Waldhangquerung – ab hier ist am Kehlriedlsteig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig – zuerst links und dann rechts vom Kamm auf einem sehr schmalen, etwas abschüssigen Steig. Die früher als „Schlüsselstelle“ (Abb. 7) bezeichnete, zwar sehr kurze, aber steile und steinige Bergauf-Passage auf den Kamm kann inzwischen bequem umgangen werden. Nun wieder auf dem Kamm mit schönem Blick Richtung Osten zur Salzburger Osterhorngruppe (Abb. 8), geht es jetzt richtig steil aufwärts. Dann erreichen wir bei einer Wiese die Obere Kehlalm (1.626 m), von der man hoch über uns das Kehlsteinhaus (Abb. 9) sehen kann. Mit einer steileren, etwas mühsamen Wiesenquerung nach halbrechts gelangen wir in felsiges Terrain (Abb. 10), durch das sich unser genial angelegter Steig sich hindurchschlängelt. Nochmals wird es kurz steil, dann erreichen wir nach 2,0–2¼ Stunden vom Ausgangspunkt den links von uns liegenden Buswendeplatz (ca. 1.710 m), bei dem sich auch der Eingang zum Tunnel befindet, durch den man zum Personenlift gehen kann.
Wir aber marschieren wenige Schritte auf der Busstraße rechts abwärts bis zu einer Abzweigung, bei der links ein asphaltierten Bergweg (Abb. 11) beginnt, der mit zahlreichen Serpentinen – teilweise mit Holzgeländer gesichert – aussichtsreich in etwa 20–25 Minuten hinauf zum Kehlsteinhaus führt, wobei im oberen Teil auch ein paar Stufen zu bewältigen sind. Kurz bevor wir die einzige Einkehrmöglichkeit unterwegs erreichen, genießen wir von einer Aussichtsplattform einen Traumblick (Abb. 12) zum Jenner (1.874 m), zum Königssee, zum Watzmann (2.713 m), zum Hochkalter (2.607 m) und zu dutzenden weiteren Gipfeln südlich und westlich von uns. Vorbei am Kehlsteinhaus (Abb. 13) wandern wir Richtung Südosten (Abb. 14) auf breitem Weg mit ein paar Stufen in wenigen Minuten Richtung Südosten mit Blick zum Hohen Göll zum Gipfelkreuz (Abb. 15). Hier hat man dann auch eine tolle Aussicht Richtung Norden (Abb. 16) und Osten (Abb. 17), die vom Untersberg über die Landeshauptstadt Salzburg, das Salzachtal, den Schafberg (1.783 m), die Berge der sanften Osterhorngruppe, den Hohen Priel (2.515 m), den Grimming (2.351 m) bis zum Dachsteinmassiv (2.995 m) reicht. Um zur höchsten Stelle des Kehlsteins zu gelangen, marschieren wir vom Gipfelkreuz auf dem breiten Weg weiter noch kurz bergauf und bergab bis zu einer Weggabelung. Dort geht es dann mit wenigen Schritten – umgeben von Felsen (Abb. 18) – zu einigen Rastbänken (Abb. 19). Für den gesamten Aufstieg über den Kehlriedlsteig, bei dem man mit wenigen Gegensteigungen knapp 800 Hm bewältigt hat, sollte man etwa 2½–2¾ Stunden einplanen. Nur trittsichere Wanderer können dann von dort den über den felsigen Kamm zwischen Kehlstein und Hohem Göll führenden Rundweg begehen. Um diese bizarre Felslandschaft (Abb. 20) zu überblicken, kann man problemlos von der letzten Weggabelung geradeaus zu einem zwischen zwei Felstürmen gelegenen, mit einem Holzzaun gesicherten Aussichtsplatz (Abb. 21) gehen – es zahlt sich aus!
Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, geht es in wenigen Minuten zurück zum Kehlsteinhaus (Abb. 22) und dann auf dem asphaltierten, Richtung Norden überaus aussichtsreichen Bergweg abwärts zum Buswendeplatz. Dieser wird – wir halten uns bei der Busstraße rechts – gequert. Auf der hier beginnenden asphaltierten, im steilen Felsgelände großartig angelegten Bergstraße wandern wir nun die vielen Serpentinen unterhalb des parallel verlaufenden Kehlriedlkamms, auf dem wir aufgestiegen sind, abwärts. Beim Übergang von der asphaltierten Bergstraße zur Sandstraße sollte man unbedingt nochmals den Blick Richtung Süden (Abb. 23) die Felswände steil hinauf zum Kehlsteinhaus wenden: Über diese Hänge sind wir jetzt abgestiegen. Nach etwa 1¼–1½ Stunden vom Gipfel des Kehlsteins erreichen wir die Abzweigung, bei der wir zur Unteren Kehlalm abgebogen sind. Auf unserem Aufstiegsweg geht es nun zuerst über die Forststraße und später über den Steig zurück zum Ausgangspunkt, den wir vom Kehlstein nach ungefähr 1½–1¾ Stunden wieder erreichen. Wer beim letzten Teil auf der Forststraße bleibt, die wenige Meter weiter oberhalb des Parkplatzes Ofnerboden in die Rossfeld-Panoramastraße mündet, genießt nochmals einen schönen Blick zum Hohen Göll (Abb. 24).
Noch ein Tipp: Da es sich bei der mautpflichtigen Rossfeld-Panoramastraße um eine etwa 16 km lange Rundstraße handelt, sollte man diese bei der Rückfahrt komplett ausfahren. Tolle Ausblicke – unter anderem Richtung Osten zum Dachsteinmassiv (Abb. 25) – sind der Lohn dafür!
Geogr. Länge/Breite: 13°03‘46‘‘/47°37‘13‘‘
Rechtswert (UTM): 354455 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5275920 m (Zone: 33 N)