Lignitzsee:
In einem der schönsten Hochtäler der Schladminger Tauern
Gäbe es einen Wettbewerb, welches der von Norden aus den Schladminger Tauern nach Süden in den Lungau verlaufenden Täler das beeindruckendste ist, hätte das zwischen dem Gensgitsch (2.279 m) rechts im Osten und der Raudinghöhe (2.321 m) links im Westen sich öffnende Lignitztal (Abb. 1) sicherlich gute Karten. Im Gegensatz zum Lessachtal, zum Göriachtal, zum Weißpriachtal, zum Taurachtal und zum Zederhaustal, durch das die Tauernautobahn A 10 führt, ist das Lignitztal ein echtes Hochtal, das aber von Mariapfarr aus nur unter einigen Mühen erreicht werden kann. Die Wanderung durch das Tal ist schon sehr eindrucksvoll, am Talschluss wartet dann der in einer großartigen Bergarena gelegene Lignitzsee (1.965 m).
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Parkplatz (ca. 1.385 m) rund 1,7 km entfernt vom kleinen Weiler Lignitz (Abb. 2) mit der Käserei Wielandhof, in den man leider nicht mehr einkehren kann, wenige Meter vor einem Schranken (Abb. 3). Leicht ansteigend geht es auf einer Sandstraße in knapp 5 Minuten Richtung Norden zur Vorderen Zehneralm (1.401 m, Abb. 4). Links und rechts von steil aufragenden, felsdurchsetzten Waldhängen flankiert, wandern wir stets rechts vom Lignitzbach mäßig steil ansteigend weiter taleinwärts. Nach etwa 25–30 Minuten geht es vorbei an der links von uns liegenden Vorderen Kocheralm (1.497 m). Kurz nachdem wir bei einem Rastplatz mit Kruzifix vorbeigegangen sind, erreichen wir nach 50–55 Minuten vom Ausgangspunkt bei einem Brunnen die beiden großen Gebäude der Hinteren Lignitzalm (1.540 m, Abb. 5).
Bis hierher dürfen Besitzer eines Schlüssels für den Schranken noch zufahren. Besonders eindrucksvoll von hier sind einerseits der Blick links Richtung Westen zur Zechnerkarspitze (2.452 m) und andererseits – in unserer Gehrichtung Norden (Abb. 6) – die höheren Regionen des Lignitztals, denen wir uns jetzt nähern. Dabei benutzen wir den weiterhin breiten Sandweg. Nach etwa 10 Minuten zweigt rechts ein beschilderter Steig zum Hocheck (2.638 m) ab, der aber ausschließlich bergerfahrenen Bergsteigern vorbehalten ist. Ein Blick Richtung Osten (Abb. 7) die fast senkrechten und felsigen Berghänge aufwärts bestätigt schnell diese Tatsache. Nach rund 15–20 Minuten von der Hinteren Lignitzalm verlassen wir dann den Talboden und biegen rechts Richtung Osten auf einen schmalen, steil im Waldgelände aufwärtsführenden Steig ab. Man kann hier auch den parallel – in einer Serpentine hinauf – verlaufenden und von MTB-Fahrern gern benutzten Forstweg verwenden, den wir auf dem Steig einmal queren und in den wir nach 15 Minuten vom Talboden links einbiegen.
Wir durchwandern – wieder Richtung Norden – auf dem Forstweg ein kurzes Waldstück und nähern uns immer mehr den lichteren Waldregionen (Abb. 8), wobei die uns umgebende Bergwelt (Abb. 9) immer eindrucksvoller wird. In einen Wiesensteig übergehend wird es für einige Zeit etwas steiniger, wobei unser nicht allzu steiler Aufstiegsweg – wieder neben dem Lignitzbach (Abb. 10) verlaufend – stets gut begehbar bleibt. Auch steigt in diesem Bereich der letzten Nadelbäume die Chance, von den Pfiffen der Murmeltiere überrascht zu werden. Nach ungefähr 2,0–2¼ Stunden vom Ausgangspunkt erreichen wir eine Hochfläche (Abb. 11). Vor dem endgültigen Talschluss baut sich hier vor uns noch eine kleinere Steilstufe auf, der wir uns jetzt fast eben nähern und die wir rechts seitlich mit Serpentinen besteigen. Nach rund 2¼–2½ Stunden, in denen wir etwa 600 Hm bewältigt haben, ist es dann so weit: Wir stehen am Ufer des Lignitzsees (Abb. 12). Um seine tolle Lage in einer beeindruckenden Bergarena am besten zu überblicken, raten wir, links ein paar Schritte zu einer hinter dem Südufer befindlichen Wiesenerhebung (1.975 m, Abb. 13) hinaufzugehen.
Es ist fast unmöglich, die Schönheit des Ortes zu beschreiben: Im Südwesten (Abb. 14) beginnend mit dem Hundstein (2.614 m), den Mitterspitzen (2.603 m) und der Steinkarspitze (2.626 m) liegt im Norden (Abb. 15) genau vor uns am Talschluss mit der Lignitzhöhe (2.205 m) flankiert vom Graunock (2.477 m) links und dem Scharnock (2.498 m) der Trittsicherheit erfordernde Übergang in den Nordbereich der Schladminger Tauern. Östlich des Lignitzsees (Abb. 16) erheben sich der Hillebrand Kogel (2.683 m) und das Hocheck. Von unserem Standort auf der Mini-Erhebung am Südufer des Lignitzsees überblicken wir aber auch sehr schön Richtung Süden (Abb. 17) unseren Aufstiegsweg durch das Lignitztal, den wir jetzt zum Abstieg verwenden werden.
Wir wandern zurück zur Hochfläche und auf dem Wiesensteig stets Richtung Süden mit schönem Blick talauswärts (Abb. 18) zur Einmündung in den Forstweg. Entweder auf diesem oder auf dem rechts abzweigenden, markierten Waldsteig geht es wieder steil hinunter zum Talboden, den wir vom Lignitzsee nach ungefähr 45–50 Minuten erreichen. Vorbei an der Abzweigung auf das Hocheck marschieren wir nun in etwa 15 Minuten talauswärts zur Hinteren Lignitzalm (Abb. 19). Links Richtung Osten hoch über uns wird südlich von der felsigen Leßhöhe (2.490 m) immer deutlicher der Grasgipfel der Gensgitsch (2.279 m) sichtbar. Nun links vom Lignitzbach und vorbei an der Vorderen Kocheralm (Abb. 20) sowie gegen Ende unserer Wanderung an der Vorderen Zehneralm genießen wir – wenn wir uns umdrehen und nochmals taleinwärts blicken (Abb. 21) – die Schönheiten dieses großartigen Hochtals in den Niederen Tauern, zu denen die Schladminger Tauern zählen. Nach rund 1¾–2,0 Stunden vom Lignitzsee haben wir dann wieder unseren Ausgangspunkt erreicht. Wenn es einen Mangel bei dieser Tour zu beklagen gibt, dann den Umstand, dass sämtliche Almhütten am Wegesrand privat genutzt bzw. vermietet werden und man leider nicht einkehren kann – schade!
Geogr. Länge/Breite: 13°42'59''/47°11'58''
Rechtswert (UTM): 402787 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5228132 m (Zone: 33 N)